„Brachland“ - Die Grünbrache im Osten von Bottrop-Ebel 

 

 

Der Stadtteil Bottrop-Ebel ist Teil der 30 Kilometer langen „Emscher-Insel“, die sich zwischen Oberhausen und Dortmund quer durch das Ruhrgebiet zieht. An manchen Stellen ist der Streifen zwei Kilometer, manchmal auch nur 50 Meter breit. 

Die Insellage isoliert Ebels zu einem Mikrokosmos, der die uneinheitliche Urbanität des Ruhrgebiets widerspiegelt: Industrieanlagen, Gewerbegebiete und Wohnsiedlungen strukturieren den Stadtteil. Doch gleichzeitig ist er von zahlreichen Brachen, Zwischenräumen und aufgegebenen Industriegeländen durchsetzt, die ebenso typisch für den Ballungsraum Ruhrgebiet sind. Eine solche Leerstelle der Wahrnehmung, die Grünbrache zwischen einer Ebeler Wohnsiedlung  und dem „BP“-Tanklager, steht im Zentrum meiner Arbeit.

 

Die Fläche scheint von menschlicher Hand unberührt zu sein – verwildert und doch voller Schönheit. Aber das wird sich bald ändern, denn im Zuge des Umbaus des Emschersystems soll diese Freifläche Bestandteil eines neuen Naherholungsgebietes werden. 

In diesem Sinne versteht sich meine Arbeit als Dokumentation des derzeitigen Zustandes der Brachfläche, die kaum ein Bewohner des Stadtteils bewusst wahrnimmt. Es scheint, als sei dieses Stück Land ein Fremdkörper. Mit meinen Fotografien möchte ich die Schönheit dieser unbeachteten, wilden Natur zu entdecken. Ungewöhnliche Perspektiven sowie Detail- und Makroaufnahmen mit ausgeprägter, selektiver Schärfe sollen den Blick auf eine neue, bisher nicht in dieser Deutlichkeit beachteten Welt öffnen.

 

Die Fotografien wurden mittels eines Transferverfahrens auf vor Ort gefundene Feldsteine übertragen. Dadurch sind Objekte entstanden, die sowohl haptisch als auch visuell eine Verbindung des Ortes mit seinen Anwohnern herstellen und einen verwilderten, öden Landstrich in das Zentrum des Interesses rücken. 

Als Fundstücke erinnern die Steine an die stetige Veränderung dieser zeitlos erscheinenden Brache und werden so zu den Zeugen eines Ortes, der durch bauliche Veränderungen bald verschwunden sein wird. Eine gedankliche Parallele zu millionenfach erworbenen Reisedevotionalien ist dabei durchaus erwünscht. Sie erhebt den vergessenen Ort in den Rang einer Sehenswürdigkeit und adelt die Landschaft als ein sehenswertes Stück Heimat.